27. September 2022

Digitale Anwendungen

Eine App zur Biographiearbeit in der Altenpflege

Gartenansicht, im Voerdergrund Gießkanne, Wasserstrahl lauft in einen Blumentopf
Quelle
Katholische Hochschule Mainz; Projekt BaSeTaLk

Die BaSeTaLk-App will den biographischen Austausch zwischen Bewohner*innen von Seniorebeinrichtungen und älteren Ehrenamtlichen anregen.

Aus bisherigen Studien ist bekannt, dass strukturierte Erinnerungsarbeit bei Menschen mit Demenz durch Ehrenamtliche adäquat durchgeführt werden kann. Da setzt das Mitte 2019 begonnene, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt „BaSe TaLK“ an. Die Abkürzung steht für Biographiearbeit in Senioreneinrichtungen mit Tablet-Unterstützung zur Verbesserung von Lebensqualität und Kommunikation. Das Verbundprojekt wird von der Katholischen Hochschule Mainz (Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Corsten) und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (Projektleitung: Prof. Dr. Norina Lauer) durchgeführt.

Im ersten Projektjahr wurde eine App entwickelt, mit der ehrenamtlich tätige ältere Menschen Biographiearbeit mit älteren Menschen in Pflegeeinrichtungen durchführen sollen. Das oben abgebildete Foto ist ein Screenshot aus der Anwendung. Mit Unterstützung der App sollen das Erzählen von sich selbst im Austausch mit Gleichgesinnten gefördert und Erinnerungsprozesse aktiviert werden.

Um die Qualität von Themengestaltung und Fragenkonzeption sicherzustellen, wurde ein fünfstufiges Verfahren entwickelt. Grundlage für alle Stufen der Qualitätsprüfung war eine Checkliste zur Berücksichtigung der Ziele und Prinzipien der Biographiearbeit. Dabei geht es darum, durch Erzählungen über die eigene Lebensgeschichte im Austausch mit anderen Personen die verschiedenen Phasen des eigenen Lebens miteinander zu verbinden. Davon ausgehend sollten bei der App-Konzeption folgende Kriterien beachtet werden:

  • Lebensweltbezug aller Themen
  • Einstieg über gesprächsstimulierende Features (z.B. Quiz, Erzählung, Geräusch)
  • inhaltlich-thematischer Bezug der Unterthemen zum Oberthema
  • Impulse zu allen Unterthemen in Form von Fotos und Fragen
  • leichte, möglichst offene und reflexiv formulierte Fragen
  • Aufgreifen von mind. zwei der drei Zeitachsen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei der Fragenkonzeption
  • Variierende Fragen, die sowohl konkrete als auch auf das eigene Leben bezogene Antworten zulassen, wie z.B. „Wachsen und Gedeihen“ beim Thema „Garten“, wobei sowohl das Wachstum von Pflanzen thematisiert werden kann als auch die persönliche Entwicklung (Siehe Screenshot oben)
  • Berücksichtigung verschiedener Grade der Gesprächstiefe.

Das Forschungsprojekt lief bis Juli 2022. Ziel ist es nun, den Quellcode der App mit allen Materialien (Fotos, Audiodateien, erzählstimulierende Fragen) unter einer Open-Source Lizenz der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Der Sourcecode sowie die Themen und Medien sind über die Plattform Github frei zugänglich. Damit die App auch nach Projektende weiterhin für die angedachte Zielgruppe zur Verfügung steht, muss der Betrieb weiter aufrechterhalten werden. Benötigt wird hierfür eine langfristige Finanzierung des Betriebs der App sowie die Bereitstellung eines (Online-) Workshops zum Erlernen der Umsetzung der Intervention.

Die Projektverantwortlichen sind daher auf der Suche nach z.B. Unternehmen, Organisationen, Verbänden oder Vereinen, die sich vorstellen können, die BaSeTaLK-App langfristig nutzbar zu machen.

Weitere Informationen unter https://www.basetalk.de/

Von
B.Kloppig