22. Oktober 2018

Gesundheits-Apps: Checklisten und Qualitätssiegel für mehr Vertrauen

Smartphone mit Pflaster

Wer früher krank war, ging zum Arzt. Heutzutage konsultieren immer mehr Menschen zunächst "Dr. Google" - bei manchen bleibt es dann auch bei der digitalen Selbstdiagnose. Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge sucht mittlerweile fast jeder zweite Erwachsene online nach medizinischem Rat. Gut die Hälfte davon war mit den gewonnenen Informationen "immer" oder "meistens" zufrieden (hier geht's zur Studie). Gerade im ländlichen Raum mit einer oftmals geringeren Ärzte-Dichte kann das also durchaus eine große Hilfe sein.

Unbegrenzte Möglichkeiten, aber bislang auch keine Kontrolle

Diesen Bedarf und dieses Potenzial haben eine ganze Reihe von Unternehmen, Start-ups und Institutionen erkannt und mit verschiedensten Gesundheits-Apps konkrete Anwendungen speziell für das Smartphone entwickelt (laut dem Verbraucherzentrale Bundesverband sind es bereits mehr als 100.000). Die Einsatzmöglichkeiten sind praktisch unbegrenzt: Von der bloßen Informationsweitergabe zu bestimmten Krankheitsbildern über eine Frühdiagnose anhand eingegebener Symptome bis hin zum Monitoring im Austausch mit dem Arzt oder individualisierbaren Tipps für bestimmte therapeutische Übungen, denkbar ist zunächst einmal alles. 

Problematisch ist allerdings, dass bislang die meisten Apps ohne Prüfverfahren auf den Markt kommen dürfen. Inwieweit die medizinischen Sachverhalte korrekt dargestellt werden, bleibt daher mitunter zweifelhaft. Patientenschützer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wollen nun mit einer Checkliste Orientierung bieten, ab wann eine Anwendung als vertrauenswürdig eingestuft werden kann (hier geht's zur Checkliste vom Aktionsbündnis Patientensicherheit). Beispielsweise sollten Apps über die eigenen Grenzen aufklären, also ab wann ein Arztbesuch unvermeidlich ist, und in erster Linie therapieunterstützend wirken.

BÄK: Patientensicherheit muss neu gedacht werden

Hinzu kommt der Aspekt der Datensicherheit. Je nach Umfang und Berechtigung des Programms gelangen womöglich besonders sensible Daten in die Hände Dritter, so wie erst kürzlich bei der "AOK Bonus-App" geschehen (hier geht's zu einem Beitrag des Ärzteblatts dazu). Nutzer sollten genau abwägen, welche Funktionen sie unter Preisgabe welcher Informationen brauchen und verwenden wollen. Die Bundesärztekammer fordert deshalb ein bundesweit einheitliches Gütesiegel für Gesundheitsapplikationen.

„In der digitalen Welt müssen wir Patientensicherheit neu denken. Einfache Gesundheitsapps können eine gesunde Lebensführung unterstützen, aber auch großen Schaden anrichten“, sagte BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery am Tag der Patientensicherheit am 17. September. „Die Erwartungen sind riesig. Aber die schöne, neue, digitale Gesundheitswelt ist kein Selbstläufer“, zitiert ihn das Ärzteblatt.

Von
D.Lehmann